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Nachtschichten von Ärzten und Pflegepersonal: für die Patienten nicht immer ungefährlich

Foto: © Free-Photos/pixabay

Eine Studie des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) untersuchte die Wachheit und Aufmerksamkeit von 74 in Schichtarbeit tätigen Krankenschwestern. Dazu absolvierten die Teilnehmerinnen jeweils am Ende von zwei aufeinanderfolgenden Tagschichten und drei aufeinanderfolgenden Nachtschichten einen dreiminütigen psychomotorischen Vigilanztest. Bei diesem Test müssen die Versuchspersonen zehn Minuten lang möglichst schnell auf wiederholte visuelle Reize (durchlaufende rote LED-Ziffern auf schwarzem Grund) reagieren, indem sie auf eine Taste drücken. Er eignet sich besonders gut zur Erkennung von Leistungseinbußen durch Schlafmangel.

Die Ergebnisse der Studie waren entmutigend: Nach Nachtschichten war die Reaktionszeit verlängert, und den Probanden unterliefen mehr Fehler als am Ende einer Tagschicht. Versuchspersonen mit spätem Chronotyp (sogenannte „Eulen“) und Pflegekräfte, die an obstruktiver Schlafapnoe litten, schnitten bei diesem Test besonders schlecht ab: Bei Schlafapnoikern war die Fehlerwahrscheinlichkeit um ganze 50 Prozent erhöht.

So erschreckend die Ergebnisse dieser Studie sind, birgt sie doch auch Chancen: Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte für vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung negativer Auswirkungen von Schichtarbeit. So machte das Forscherteam um Prof. Dr. Thomas Behrens beispielsweise die erstaunliche Entdeckung, dass Reaktionszeiten und Fehlerhäufigkeit sich ab der zweiten Nachtschicht deutlich verbesserten: Daraus kann man möglicherweise schließen, dass unregelmäßige oder rasch wechselnde Schichtpläne ungünstig sind und vermieden werden sollten. Zur Verbesserung der Wachheit und Aufmerksamkeit könnten kurze Nickerchen während der Nachtschicht, ausreichende Erholungszeit zwischen den Nachtschichten, kürzere Schichten oder vielleicht auch eine geeignetere Beleuchtung am Arbeitsplatz beitragen, wobei die Wirksamkeit solcher Maßnahmen allerdings erst noch wissenschaftlich untersucht werden muss. MZ

 

Quellen:

Thomas Behrens et al.: Decreased psychomotor vigilance of female shift workers after working night shifts. Plos One 2019, DOI: 10.1371/journal.pone.0219087. journals.plos.org/plosone/article

Nachtschicht verringert die Aufmerksamkeit. Presseinformation der Ruhr Universität Bochum. news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2019-09-18-arbeitsmedizin-nachtschicht-verringert-die-aufmerksamkeit