Liebe Leserin, lieber Leser,
geschnarcht wird weltweit. Schnarchen ist keine behandlungsbedürftige Krankheit. Schnarchen gilt höchstens als soziale Störung. Schnarchen kann aber eine beachtliche Lärmbelästigung darstellen – für den Bettpartner! Man kann sich leicht vorstellen, dass derjenige/diejenige, die nachts neben einem Schnarcher ausharrt, gesundheitliche Nachteile erleidet. Beispielsweise Ein- und Durchschlafstörungen. Dass Verkehrslärm oder Lärm am Arbeitsplatz der Gesundheit schadet, ist längst aktenkundig und als Berufskrankheit anerkannt. Nicht aber, wie „normales“ Schnarchen auf den Mitschläfer wirkt. Gegen das Schnarchen an sich lässt sich einiges unternehmen. Lesen Sie dazu unseren Bericht über das gewohnheitsmäßige Schnarchen ohne Krankheitscharakter.
» weiterlesenWenn zum Schnarchen nun Atemaussetzer dazukommen, wird es ernst: Schlafapnoe! Dass eine unbehandelte Schlafapnoe eine ganze Reihe schwerwiegender gesundheitlicher Risiken birgt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Wenn Patienten mit Herzinsuffizienz in der Klinik auf Schlafapnoe gescreent werden, stellt man fast bei jedem Kranken eine bislang nicht entdeckte und therapierte Schlafapnoe fest. Das gleiche gilt für den Schlaganfall: Auch hier stellen die Ärzte nach dem Ereignis eine Schlafapnoe fest, die bislang unbekannt war. Die weltweite Studie über das Schlafverhalten, die Philips durchgeführt hat, nährt den Verdacht, dass weitaus mehr Menschen unter einer Schlafapnoe leiden, als bisher angenommen wurde. Die Krankenkassen mögen es vielleicht ungern hören, dass in den kommenden Jahren ein Heer neuer Schlafapnoe-Patienten in die Schlaflabore drängt und mit Atemtherapiegeräten versorgt werden will. Doch die Kassen ahnen, was da auf sie zukommen wird. Vielleicht erklärt dies, dass einige Kassen mit Ausschreibungen die Preise für die Versorgung fast unanständig gedrückt haben. Lesen Sie das Interview mit dem Chef der Ruhrlandklinik in Essen, Prof. Helmut Teschler. Erhellend ist auch die Einschätzung dieser Entwicklung von Joachim Glotz, der vom Unwesen der Ausschreibungen ein Lied singen kann. Glotz leitet ein mittelständisches Unternehmen, das auch Schlafapnoe-Betroffene betreut.
Offenbar ist das Krankheitsbild der Schlafapnoe mit den charakteristischen nächtlichen Atemaussetzern und der damit verbundenen Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff ein größeres Problem, als man bisher annahm. Selbst, so zeigen neue Studien, habituelle Schnarcher leben ebenfalls mit einem Risiko. Durch das Schnarchen erzeugte Vibrationen können sich in den Halsschlagadern Plaques ablösen und durch den Blutstrom ins Gehirn gelangen. So könnte sich auch erklären, dass junge, gesunde Menschen aus heiterem Himmel einen Schlaganfall erleiden. Und noch etwas: Die ADNI-Studie (Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative), dieses Jahr in dem Magazin „Neurology“ veröffentlicht, zeigte, dass die CPAP-Therapie den geistigen Abbau im Alter deutlich verzögert. In dieser Studie mit knapp 2500 älteren Teilnehmern wurde untersucht, ob eine Schlafapnoe erste kognitive Einschränkungen oder gar eine Alzheimerdemenz beschleunigt. Das schockierende Ergebnis: Bei den Schlafapnoe-Patienten mit CPAP trat der geistige Abbau erst 9,5 Jahre später auf als bei dem Kollektiv, das an Schlafapnoe litt, jedoch nicht mit CPAP versorgt war. Wir wissen ja, dass es eine Reihe von Patienten gibt, die sich hartnäckig dagegen sträuben, die Maske zu nutzen. Vielleicht ist dieser Hinweis Motivation, sich mit dieser heute immer noch als Goldstandard geltenden Therapie anzufreunden. Zumindest unter dem Aspekt, eine Demenz später hinauszuschieben.
Wie immer wünsche ich Ihnen eine informative Lektüre
Ihre
Dr. Magda Antonic
6 Schnarchen weltweit: Nachtkonzert mit Folgen
14 Schlaflose Nächte aus „Liebe“ Wie schläft es sich besser: beieinander oder getrennt?
16 Diabetes und Schlafapnoe: Zwei Volkskrankheiten auf dem Vormarsch
18 Neue Studien beweisen: Schlafapnoe erhöht tatsächlich das Herz-Kreislauf-Risiko
20 Keine Angst vor der Narkose!
23 Tipps von der AGR
24 Die Atemmaske entscheidet über den Therapieerfolg
26 Ausschreibungen in der Schlafapnoe-Versorgung: Auf lange Sicht für alle Beteiligten von Nachteil
28 Quo vadis, Schlafmedizin? Wohin entwickelt sich die Schlafdiagnostik der Zukunft? Ein Ausblick
30 Im Gespräch mit Prof. Helmut Teschler. Die Schlafmedizin kommt zum Patienten
34 Hilfe, mein Kind schläft nicht! Die besten Strategien gegen nächtliches Schreien, Ängste und Alpträume bei Kindern
38 Blaues Licht hält wach: Flachbildschirme
39 Matratzen für Kinder und Jugendliche
40 Aktuelle Schlaftrends und Schlafgewohnheiten. Wie gut schlafen wir eigentlich?
42 Macht unsere moderne Funktechnologie uns krank? Schlaflos durch Elektrosmog
44 Nordseeklima verbessert Schlaf. Warum Thalasso gegen Schlafstörungen wirkt
Rubriken
37 Abo-Formular
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Werner Waldmann
Geschnarcht wird international. In allen sozialen Schichten. Am Amazonas wie in der Wallstreet. Geschnarcht wird seit Beginn der Menschheitsgeschichte bis zum heutigen Tag. Und wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit, falls es nicht doch noch eines Tages gelingt, den Menschen mit einer simplen Pille das Schnarchen global abzugewöhnen. Im folgenden Beitrag möchten wir die unterschiedlichsten Aspekte des Phänomens Schnarchen Revue passieren lassen.
Gut 44 % aller Männer schnarchen, ebenso 28 % der Frauen zwischen 30 und 60 Jahren. Man spricht vom primären oder gewohnheitsmäßigen (habituellen) Schnarchen. Die Medizin definiert das nichtkrankhafte Schnarchen als „atemabhängiges meist inspiratorisches akustisches Phänomen“ im Schlaf. Es handelt sich aber um keine schlafbezogene Atmungsstörung, man findet also keine Sauerstoffentsättigung während des nächtlichen Schlafs, keine Weckreaktionen (Arousals) und Fragmentation der Schlafarchitektur. Also handelt es sich um ein „gesundes“ Schnarchen, das „nur“ die Schlafqualität des Bettpartners beeinträchtigt.
Selbst stört sich der Schnarcher nicht
Würde sich jemand die Mühe machen, das Schnarchkonzert verschiedener Schnarcher aufzuzeichnen, wäre er verblüfft, welche klanglichen Nuancen Schnarcher zu erzeugen imstande sind: vom eher sanft kontinuierlichen fast jungfernhaftem Schnorcheln – unterbrochen von regelmäßigen Atemzügen – über Pfeifen, Röcheln, bis hin zu gewaltigen Schnarchkaskaden, die es mit dem Geräuschpegel eines Presslufthammers, eines startenden Jettriebwerks oder einer ins Ohr gellenden Autohupe lässig aufnehmen können. Selbst bekommt der Erzeuger dieser abenteuerlichen Klangwunder nichts mit. Es sei denn, er erwacht just in einem Moment am Ende einer Schnarchepisode und registriert so noch seinen letzten Schnapper nach Luft. Schon Mark Twain stellte verwundert fest, dass es unergründlich sei, weshalb ein Schnarcher sich nicht selbst schnarchen hören könne. Die Erklärung: Selbst erzeugte Geräusche dringen nicht ins eigene Bewusstsein, denn davon geht keine Gefahr für Leib und Leben aus. Umso mehr nehmen Mit- und Beischläfer das lästige Konzert auf.
Gewaltiges Schnarchen treibt nicht nur manche Ehefrau oder Freundin in tiefe Depressionen und eigene Schlafstörungen, Schnarchen kann auch das Leben kosten: Im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1780 verriet das Schnarchen der im Schützengraben eingenickten Soldaten dem Feind, wo er leichtes Spiel mit ihnen haben würde.
Schnarchen ist peinlich. So peinlich, dass man es durch die Jahrhunderte einfach überging. Erst um 1980 herum wurde das Schnarchen zwar nicht salonfähig, doch man sprach und lachte darüber. Seitdem man weiß, dass Schnarchen Symptom einer ernsthaften Erkrankung, der obstruktiven Schlafapnoe sein kann, ist das Phänomen auch Gegenstand wissenschaftlicher Neugier. Dass Lärm jedweder Art die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen kann, ist Fakt. Eher marginal wird die psychosoziale Belastung der Bettpartner durch das Schnarchen betrachtet. Lärmbelastung wird ernst genommen. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat in der „Königssteiner Empfehlung“ im Juni 2012 festgehalten, ab wann Lärm für das Hörorgan gesundheitsbedenkliche Formen annimmt. Das muss nicht nur der Verkehrslärm sein oder das Geräusch der Maschinen am Arbeitsplatz, auch heftiges Schnarchen kann gesundheitsbedenklich sein für den Bettpartner. Es ist einsichtig, dass selbst bei einem relativ niedrigen Schallpegel im Schlafzimmer das Stressniveau angehoben wird, dass dauerhafte Schlafstörungen entstehen können und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Um herauszufinden, wie schlafstörend das „Passivschnarchen“ eigentlich ist, untersuchte man Paare, von denen jeweils der eine Partner lautstark schnarchte, im Schlaflabor – mit
erschreckenden Ergebnissen: Der Schlaf der schnarchgeschädigten Bettnachbarn war stark beeinträchtigt; sie litten unter Ein- und Durchschlafstörungen und verbrachten weniger Zeit im Tiefschlaf. Videoaufnahmen zeigten, dass sie gelegentlich sogar versuchten, sich mit Fußtritten oder Rippenstößen gegen den Schnarcher an ihrer Seite zu wehren.
Wie heftig sich der Bettpartner geschädigt fühlt, lässt sich nicht grundsätzlich sagen. Sind beide Partner emotional eng verbunden, ist es durchaus möglich, dass der Nichtschnarcher das nervige Geräusch des anderen überhaupt nicht wahrnimmt. Menschen sind in der Lage, Geräusche auszublenden, wenn sie sich zärtlich zugeneigt sind. Es ist aber auch möglich, dass der Partner ein heftiges Schnarchen ebenso als störend empfindet wie den Gebrauch des Atemtherapiegeräts bei Schlafapnoepatienten.
Soforthilfe gegen Schnarchen
Ein Risikofaktor begünstigt das Schnarchen, nämlich die Schlafposition. Viele Menschen schnarchen nur (oder zumindest verstärkt) in Rückenlage. Denn wenn man im Schlaf auf dem Rücken liegt, kann das Gaumensegel besonders leicht an die Rachenhinterwand zurücksinken und die Atemwege verengen oder sogar völlig verschließen. Oft lässt sich Schnarchen deshalb dadurch bekämpfen, dass man die Rückenlage konsequent meidet und nur noch auf der Seite schläft.
Ansonsten empfiehlt sich Ohropax oder einer jener martialisch aussehenden, doch wirkungsvollen Ohrschützer, die Bauarbeiter tragen. Am besten ist es, man einigt sich gleich auf getrennte Schlafzimmer.
Wie das nächtliche Konzert entsteht
Wie kommt es zu der unangenehmen nächtlichen Geräuschkulisse? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Im Schlaf erschlafft unsere Muskulatur, was ja an sich auch ganz sinnvoll ist – schließlich wollen wir uns erholen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Leider verengen die erschlafften Muskeln aber auch die Luftwege im Rachen. Das kann geräuschvolle Folgen haben: Denn die Atemluft strömt nun mit erhöhtem Druck an den weichen Gewebeteilen des verengten Rachens vorbei und bringt sie zum Vibrieren. So entsteht das entnervende, sägende Schnarchgeräusch.
„Aber dann müssten ja eigentlich alle Menschen schnarchen?“, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen. Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht. Im Nasen-Rachen-Raum der nächtlichen Ruhestörer herrschen nämlich besondere anatomische Verhältnisse, die das Schnarchen begünstigen.
Die Hauptursache des Schnarchübels liegt im mittleren Rachenbereich – dort, wo Zäpfchen, Gaumensegel und Zungengrund einträchtig beieinanderliegen. Bei den meisten Schnarchern sind das die drei Instrumente, die zum nächtlichen Konzert aufspielen. Und sie sind beim Schnarcher häufig zu groß und zu schlaff. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt erkennt den typischen Schnarcher meist schon mit einem einzigen Blick in den geöffneten Mund: Seine Zunge ist entweder zu groß oder zu dick. Auch das Zäpfchen ist häufig verdickt und verlängert (weshalb man auch vom typischen „Schnarcherzäpfchen“ spricht), und die hinteren Gaumenbögen hängen tiefer in den Rachen hinein. (Das bezeichnet der Fachmann als „erschlafftes Gaumensegel“). Die Rachenhinterwand ist nicht straff, sondern in lockere Falten gelegt – der ideale Resonanzboden zum Vibrieren und Schnarchen.
Übergewicht begünstigt Schnarchen
Wer zu viele Pfunde auf die Waage bringt, hat ein erhöhtes Schnarchrisiko. Denn Fettpölsterchen setzen sich nicht nur am Bauch und an den Hüften an, sondern – man höre und staune – auch die Zunge ist bei Übergewichtigen häufig dicker. Und auch am Hals zu beiden Seiten des Rachens bilden sich Fettgewebspolster, die die Atemwege einengen und den Luftstrom behindern. „Doppelkinnträger“ sind also besonders schnarchgefährdet!
Auch ein schmaler oder zu kurzer Unterkiefer kann die Atemwege verengen und Schnarchen zur Folge haben. Menschen, die einen zurückgestellten Unterkiefer („fliehendes Kinn“) haben, neigen eher zum Schnarchen als andere.
Männer schnarchen häufiger und meist auch lauter als Frauen. Das liegt daran, dass die Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) dem Gewebe der Frauen eine gewisse Elastizität verleihen, sodass es während des Schlafs nicht so leicht „schlapp macht“. Allerdings nur bis nach den Wechseljahren: Dann sinkt der weibliche Hormonspiegel, und auch bei den Frauen steigt der Schnarchpegel drastisch an. Im Alter erhöht sich das Schnarchrisiko ohnehin, und zwar bei beiden Geschlechtern. Viele Menschen fangen erst in vorgerücktem Alter an zu schnarchen, oder ihr Schnarchen wird im Laufe der Jahre immer lauter. Das liegt daran, dass die Muskelspannung mit zunehmendem Alter nachlässt und somit die Gewebeweichteile im Rachenraum schlaffer werden.
Manchmal ist die Nase schuld
Auch eine behinderte Nasenatmung kann zum Schnarchen führen: Wer Schnupfen hat, schnarcht selbst dann, wenn er normalerweise nachts keinen Laut von sich gibt, da die verstopfte Nase den Atemwiderstand erhöht.
Eine Erkältung mit Triefnase geht zum Glück rasch wieder vorbei. Aber leider gibt es auch noch andere Hindernisse für die Nasenatmung. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Nase ständig verstopft ist, oder Sie unter anhaltendem nächtlichen Schnupfen leiden, kann eine chronische Nebenhöhlenentzündung oder eine Allergie dahinterstecken, die behandelt werden muss.
Bei manchen Menschen ist – entweder von Geburt an oder durch einen Nasenbeinbruch – die Scheidewand, die die beiden Nasenlöcher voneinander trennt, so verkrümmt, dass sie die Luftzufuhr erschwert. Bei vielen Schnarchern sind auch die Nasenmuscheln (je drei Schwellkörper auf jeder Seite der Nasenhöhle) vergrößert, oder ihre Nasenlöcher sind zu klein. All das kann zum Schnarchen beitragen. Und nicht zuletzt können auch Polypen (gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut oder Nebenhöhlen) die Übeltäter sein. Typisch für eine behinderte Nasenatmung – egal aus welchem Grund – ist, dass man nachts fast immer durch den Mund atmet, weil der Atemwiderstand der Nase größer ist als bei der Mundatmung. Wenn Sie den Verdacht haben, dass eine behinderte Nasenatmung an Ihrem Schnarchen schuld sein könnte, sollten Sie zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen; er kann leicht eine Diagnose stellen, und in den meisten Fällen lässt sich das Problem dann auch ohne größeren Aufwand beheben.
Schlafmittel sind selten ein Segen
Die gleiche Wirkung wie Alkohol haben Schlaf- und Beruhigungsmittel (Sedativa). Auch sie lassen die Rachenmuskulatur erschlaffen und hemmen den Atemantrieb. Für Schlafapnoiker sind diese Medikamente daher absolut tabu; und auch leichte Schnarcher sollten nur in absoluten Ausnahmesituationen zur Schlaftablette greifen. Außerdem gibt es auch noch andere Arzneimittel, die eine muskelentspannende Wirkung haben und daher das Schnarchen verstärken, z. B. Antihistaminika (Mittel gegen Allergien wie Heuschnupfen, Neurodermitis oder allergisches Asthma), verschreibungspflichtige Medikamente gegen starke Schmerzen (Opiate), Psychopharmaka (rezeptpflichtige Medikamente gegen psychische Erkrankungen wie Depressionen) und Medikamente, die die Muskulatur entspannen (sogenannte Muskelrelaxanzien).
Eines sollten Sie auf gar keinen Fall tun: Medikamente, die der Arzt Ihnen verordnet hat, eigenmächtig absetzen, ohne den Arzt vorher um Rat zu fragen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt; oft kann das Arzneimittel durch ein anderes ersetzt werden, das sich nicht so negativ auf Ihr Schnarchen auswirkt.
Allergien, Polypen & Co.
Falls Polypen oder eine Verkrümmung der Nasenscheidewand an Ihrem Schnarchen schuld sind (was ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt leicht feststellen kann), lässt sich das Problem durch einen kleinen operativen Eingriff beseitigen. Sind Ihre Nasenschleimhäute durch eine chronische Nebenhöhlenentzündung ständig angeschwollen, so kann der HNO-Arzt ebenfalls helfen. Bei einer Erkältung sorgen abschwellende Nasentropfen für eine unbehinderte Nasenatmung und ungestörten Schlaf und verhindern (oder verringern) gleichzeitig auch das Schnarchen. Wenn Sie dagegen unter Dauerschnupfen leiden, sind abschwellende Nasentropfen nicht die richtige Behandlung, weil sie die Nasenschleimhaut auf die Dauer austrocknen oder sogar schädigen können.
Bei chronischem Schnupfen liegt möglicherweise eine Allergie vor – vor allem, wenn es sich um Schnupfen mit sehr dünnflüssigem Sekret („Fließschnupfen“), gepaart mit einem quälenden Kribbeln und Kitzeln in der Nase, handelt.
Achten Sie darauf, ob der Schnupfen Sie nur zu einer bestimmten Jahreszeit oder in bestimmten Situationen quält; das kann den Verdacht auf eine Allergie erhärten. So steckt hinter Dauerschnupfen im Winter beispielsweise häufig eine Hausstaub- oder Schimmelallergie; Schnupfen in den Sommermonaten kann Heuschnupfen (also eine Pollenallergie) sein; fängt Ihre Nase immer in der Nähe von Haustieren an zu laufen, so leiden Sie wahrscheinlich an einer Tierhaarallergie. Durch einen Test beim Allergologen kommt man der Substanz, die Ihre Allergie auslöst, auf die Spur; und für allergischen Schnupfen gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Sobald Ihre Nase nicht mehr ständig läuft oder verstopft ist, wird häufig auch das Schnarchen besser.
Verzicht auf das abendliche Gläschen Wein oder Bier
Alkohol kann Schnarchen verursachen oder verstärken und ist oft sogar schuld daran, dass ein normaler Schnarcher – zumindest in den Nächten, in denen er ein Gläschen zuviel getrunken hat – zum Schlafapnoiker wird. Schnarcher, die regelmäßig zu tief ins Glas gucken, gehen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge auf jeden Fall das Risiko ein, dass ihr harmloses Sägen sich früher oder später zum krankhaften Schnarchen weiterentwickelt. Das liegt daran, dass Alkohol die Erschlaffung der Muskulatur verstärkt. Außerdem wirkt er auf das Atemzentrum und hemmt den Antrieb zum Luftholen. So kommt es, dass wir in einer „alkoholisierten“ Nacht flach und langsam atmen. Für Schlafapnoiker stellt Alkohol somit ein erhöhtes Risiko für nächtliche Atempausen dar. Leichte Schnarcher sollten daher nur mäßig trinken, schwere Schnarcher am besten ganz auf Alkohol verzichten oder zumindest drei Stunden vor dem Schlafengehen nichts Alkoholisches mehr zu sich nehmen.
Falls Sie meinen, dass Alkohol Ihnen das Einschlafen und Durchschlafen erleichtert, sind Sie sowieso auf dem Holzweg: Es stimmt zwar, dass man nach ein bis zwei Gläschen Bier oder Wein schneller einschläft, weil der Alkohol zunächst beruhigend und entspannend wirkt. Doch hinterher wird der Schlaf flach und unruhig, und der Tiefschlafanteil ist verringert. Das Ergebnis: Man ist – selbst wenn man acht oder noch mehr Stunden geschlafen hat – am nächsten Morgen nicht so ausgeruht und erholt, wie man es sein sollte (auch wenn man nur mäßig getrunken und keinen „Kater“ hat). Auch üppige Mahlzeiten wirken „schnarchfördernd“ – also nehmen Sie abends lieber etwas Leichtes zu sich.
Anti-Schnarch-Hilfen
Die Industrie hat sich im Laufe der Jahrzehnte Erstaunliches einfallen lassen, um den Schnarchern beizustehen. Beispielsweise Geräte, die die Schnarchgeräusche messen und den Schnarcher immer dann durch ein Geräusch oder Vibrieren wecken, wenn das berüchtigte Röcheln oder Sägen aus der Kehle dringt. Beides funktioniert aber nur, wenn man ein „Rückenschnarcher“ ist, denn der Effekt solcher Vorrichtungen besteht darin, dass der geweckte Schnarcher sich dann auf die Seite dreht.
Kinnbinden halten den Mund verschlossen und zwingen einen auf diese Weise zur Nasenatmung, bei der das Schnarchrisiko verringert ist. Und so gibt es noch unzählige andere Anti-Schnarch-Hilfen, deren Wirkung wissenschaftlich größtenteils nicht erwiesen ist – dem einen helfen sie, dem anderen nicht.
Die Pharmaindustrie entwickelte Anti-Schnarch-Tropfen. Letztendlich sind das einfach Nasentropfen, zum Teil auf der Basis ätherischer Öle, um die Nasenschleimhäute zum Abschwellen zu bringen. Solche Medikamente wirken aber nur, wenn man wegen eines mit Schnupfen verbundenen grippalen Infekts schnarcht. Versucht wurde auch die lokale Anwendung von Kortikosteroiden in Sprayform, die in den Rachen appliziert wurden, jedoch das Schnarchen nicht unterbinden konnten.
Anti-Schnarchspangen
Schnarchspangen werden zahlreiche auf dem Markt angeboten. Meistens handelt es sich um billige Spielereien, die man selbst anpassen muss und die nutzlos sind. Aus der Schweiz kommt eine Spange, die Ronchex Schnarchspange, die von Zahntechnikern angepasst werden muss. Sie stützt das Gaumensegel und hält es von der Rachenwand fern, wodurch das flatternde Geräusch des Schnarchens unterbunden wird. Der Hersteller beschreibt die Wirkung gegen Schnarchen als sehr effektiv. Doch nicht nur dies. Durch das Weghalten des Gaumensegels von der Rachenwand wird auch der Luftfluss in diesem Bereich verbessert. So ergibt sich auch eine begrenzte Wirkung gegen Schlafapnoe und zwar vor allem im oberen Bereich. Eine Weiterentwicklung der Spange soll gegen Schlafapnoe wirken, indem sie zusätzlich die gesamte Rachenwand stützt. Die Spange verhindert das Zurückfallen des Zungengrundes, was mit eine Hauptursache der Schlafapnoe ist. Durch die Spange sollen alle Weichteile im Rachen durch „mechanische“ Stützung am Kollabieren gehindert werden, eben der Effekt, den die Überdruckschienung der CPAP-Therapie bewirkt.
Hilfe durch Nasendilatoren
Es ist bekannt, dass die Atmung oft bereits am Eingang der Nase durch den Unterdruck, der durch das Einziehen der Nasenflügel entsteht, eingeschränkt wird. Nasendilatoren verhindern, dass die Nasenflügel eingezogen werden und die Luftzufuhr einschränken. So kann auch das Schnarchen verhindert werden. Diverse Studien haben gezeigt, dass in der Selbsteinschätzung der Patienten, aber auch durch eine Polysomnografie eine Reduktion des Schnarchens erreicht werden kann. Wir haben das Produkt NasiVent ausprobiert. Es handelt sich um aus Silikon medizinischer Qualität gefertigte Nasendilatoren, die es in verschiedenen Größen gibt und die man je nach Bedarf in der Länge kürzen kann. Beide Dilatoren sind mit einem Band verbunden, damit sie nicht in der Nase verschwinden können.
Neuromuskuläre Stimulation
Mit einer elektrischen Stimulation des Hypoglossus, der als motorischer Nerv die Muskulatur von Zunge und Mundboden steuert, hofft man die oberen Atemwege effektiv zu öffnen. Es gibt eine Studie, die zeigt, dass mit einem derartigen Zungentraining das Schnarchen verbessert werden kann. Den Erfolg dieser Methode schränkt jedoch der geringe Komfort der Behandlung ein. Inzwischen wurden auch Versuche mit einem implantierten Zungenschrittmacher durchgeführt, die aber nur bei Schlafapnoe-Betroffenen realisiert wurden. Für bloße Schnarcher ist diese Methode zu kostspielig und zu invasiv.
Zahnärztliche Anti-Schnarchtherapie
Seit einigen Jahren gehören auch die Zahnärzte zu den Mitbewerbern um die Gunst der Schnarcher – eigentlich eher der Betroffenen mit Schlafapnoe. Im Vorfeld des nur Schnarchens sind Zahnschienen eine Hilfe. Diese Zahnschienen werden am Gebiss befestigt und verlagern den Unterkiefer nach vorne, damit die Zunge den Schlund nicht mehr blockiert. Professionelle Zahnschienen werden von speziell ausgebildeten Zahnärzten angepasst. Deren Wirkung muss im Schlaflabor überprüft werden, damit sicher gestellt ist, dass die Schlafapnoe damit wirkungsvoll behandelt ist. Die Behandlung ist aufwendig und entsprechend kostspielig. Es gibt auch Hersteller, die so genannte boil-and-bite-Schienen vertreiben, die wesentlich preisgünstiger sind und in der Regel keine Anpassung durch einen Zahnarzt erfordern. Man erwärmt sie in heißem Wasser und kann sie so durch Draufbeißen selbst anpassen. Die Experten streiten sich heftig darum, ob diese Schienen für den Schlafapnoe-Patienten sinnvoll sind, eben weil sie selbst angepasst werden und eine schlafmedizinische Kontrolle unterbleibt. Offiziell werden die „einfachen“ Schienen in den Leitlinien der wissenschaftlichen Gesellschaft DGSM insofern toleriert, als dass man mit ihnen zuerst einmal für kleines Geld testen kann, ob man diese Methode der Protrusionsschiene überhaupt toleriert.
Bei nicht krankhaftem Schnarchen lohnt es sich, sie auszuprobieren.
Singen und blasen gegen das Schnarchen
Ein Sänger beansprucht und trainiert gewissermaßen den weichen Gaumen, der beim Schnarcher im Schlaf erschlafft. Man nimmt an, dass Menschen, die singen, weniger häufig Schnarchprobleme haben. Die Engländerin Alise Ojay entwickelte eine Methode, um mit bestimmten Gesangsübungen den Muskeltonus des Rachens derart zu stabilisieren, dass eine Obstruktion vermieden wird. „Singing für Snorers“ nennt sie ihre Methode, die sie auf drei CDs veröffentlicht hat (www.singingforsnorers.com).
Der Schweizer Alex Suarez, selbst Schlafapnoe-Patient und auf der Suche nach einer Alternative zur CPAP-Therapie, entwickelte eine Behandlungsmethode, die ebenfalls auf dem Prinzip basiert, die Rachenmuskulatur zu stärken (www. Asate.ch). Er benutzt dazu das Didgeridoo, das Instrument der australischen Aborigines. Man kann damit die Rachenmuskulatur so trainieren, dass sie nicht mehr kollabiert. Suarez stellte nach dem Vorbild des Didgeridoo ein Instrument aus transparentem Kunststoff her. Für den Schnarcher ist dies sicher eine Chance, freilich hängt der Erfolg davon ab, das Instrument täglich auch zu nutzen.
Die Daub-Methode besteht aus gezielten Übungen im Rachen-, Hals- und Gesichtsbereich. Es werden Muskelgruppen aktiviert und Zusammenhänge erklärt und aufgezeigt, die zum Schnarchen führen. In der AST-Methode wird die Atmung bewusst trainiert. Spezielle Muskelgruppen müssen aktiviert und benutzt werden, damit sich auch die Körperhaltung und Grundspannung verändert (www.daub-methode.de).
Überall wird geschnarcht
Schnarchen ist gewissermaßen eine ganz normale Sache. Doch die
Übergänge zwischen „harmlosem“ Schnarchen und einer Schlafapnoe sind fließend. Es kann aber auch sein, dass ein „normales“ Schnarchen sich im Lauf der Zeit zur Schlafapnoe weiterentwickelt. Veränderungen in der Lebensweise (z. B. verstärkter Alkoholkonsum, Einnahme von Schlafmitteln) können dazu beitragen, ebenso vorgerücktes Alter oder eine Gewichtszunahme. Doch auch das Schnarchen selbst hat die Tendenz, sich mit der Zeit zu verschlimmern und unter Umständen irgendwann in eine Schlafapnoe zu münden: Gewebeproben haben gezeigt, dass gewohnheitsmäßiges Schnarchen auf die Dauer Schleimhäute, Nerven und Muskulatur der oberen Atemwege schädigt. Man weiß, dass kleine Kinder, die schnarchen und nicht rasch behandelt werden, Gefahr laufen, im Erwachsenenalter eine Schlafapnoe zu entwickeln. Wissenschaftler vermuten auch, dass die Neigung, eine Schlafapnoe zu entwickeln, genetisch bedingt, also vererbbar sei.