Das Schlafmagazin: Ausgabe 2/2019

Das Schlafmagazin: Ausgabe 2/2019


Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend; und dieses Drittel ist sehr wichtig, denn es dient unserer geistigen und körperlichen Regeneration. Leider kümmern die meisten Menschen sich nicht nur zu wenig um ihren Schlaf, sondern machen sich auch keine Gedanken über den Ort, wo er stattfindet. Unerholsamer Schlaf und morgendliche Rückenschmerzen können die Folge sein, wenn man in einem ungeeigneten Bett oder auf einer alten, durchgelegenen Matratze schläft. Welche Voraussetzungen muss ein Bettsystem erfüllen, damit wir uns nachts richtig erholen und am nächsten Morgen fit und schmerzfrei aufwachen? Darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer des Bettenherstellers Lattoflex, Boris Thomas.

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Unsere Publikumsmedien haben den Schlaf entdeckt. Es hat sich herumgesprochen, dass Schlaf kein notwendiges Übel, sondern für unsere Gesundheit unentbehrlich ist. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass nicht irgendwo ein Artikel darüber erscheint, was man für einen erholsameren Schlaf tun kann. In dieser Ausgabe des Schlafmagazins berichten wir über einer Veranstaltung von IKEA über und für den Schlaf und wir fassen die interessantesten Ergebnisse der diesjährigen Umfrage von Philips rund um den Schlaf zusammen. So erkennen weltweit 50 % der Erwachsenen an, dass Schlaf einen großen Einfluss auf ihre Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden hat. Ernährung mit 41 % und Bewegung mit 40 % werden wohl als weniger wichtig erachtet.

Nicht immer muss eine Schlafstörung dahinterstecken, wenn Sie abends nicht zur Ruhe kommen oder nachts dauernd aufwachen. Es gibt viele körperliche Erkrankungen, die einem den Schlaf rauben können. Vor allem mit zunehmendem Alter häufen sich bei vielen Menschen chronische Krankheiten. Das ist einer der Gründe, warum viele ältere Menschen schlecht schlafen: Mal tut der Rücken weh, mal sind es die Gelenke, man muss nachts häufiger auf die Toilette gehen und schläft dann nicht immer gleich wieder ein. Wir sagen Ihnen, was Sie bei welchen Beschwerden tun können, um den Schlaf zu verbessern.

Der heiße und trockene Sommer 2018 ist sicherlich vielen noch in Erinnerung, ebenso manche unerträglich heiße Nacht. Es mehren sich die Stimmen, dass auch der kommende Sommer nicht kühler sein wird. Damit Ihre Nächte erträglicher werden, haben wir einige Tipps zusammengestellt.

Und schließlich: Wenn Sie ein Bett gewinnen möchten, werden Sie Testschläfer. Mahr dazu auf Seite 36.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine informative Lektüre

Ihre

Dr. Magda Antonic


Foto: ©OpenClipart-Vectors / pixabay.com
Inhalt

6 Schlafzimmer und Bett: 
die Stiefkinder der deutschen Wohnkultur 
Ein Interview mit Boris Thomas

10 Ikea hat den Schlaf entdeckt! Die neue Schlafrevolution

12 Die besten Strategien für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion

20 Sekundäre Insomnie: Wenn körperliche Erkrankungen am gestörten Schlaf schuld sind

26 Schlafstörungen: Ein Versuchsmodell für die sektorübergreifende Versorgung?

27 Perioperatives Management von Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe

28 REM-Schlaf-Verhaltensstörung:
Manchmal stecken Depressionen, Traumata oder eine Narkolepsie dahinter

32 Neueste Erkenntnisse: 
Obstruktive Schlafapnoe verändert die DNA!

34 Fragen zum CPAP-Gerät      

36 Testschläfer gesucht     

37 Restless Legs Syndrom und Fibromyalgie bei Migränepatienten besonders häufig      

38 Leben mit Sauerstoff-Langzeittherapie      

39 Kostenlose App für Patienten mit Restless Legs Syndrom     

39 Studie zu Träumen bei Angststörungen    

40 Sommerzeit ade? EU plant Abschaffung der Zeitumstellung bis 2021      

42 Wie stellt man seine innere Uhr um?       

44 Die Welt strebt nach besserem Schlaf      

46 Heiße Tage – tropische Nächte       

Sekundäre Insomnie


Wenn körperliche Erkrankungen am gestörten Schlaf schuld sind

Nicht immer muss eine Schlafstörung dahinterstecken, wenn Sie abends nicht zur Ruhe kommen oder nachts dauernd aufwachen. Es gibt auch viele körperliche Erkrankungen, die einem den Schlaf rauben können. Gerade mit zunehmendem Alter häufen sich bei vielen Menschen chronische Krankheiten. Das ist einer der Gründe, warum viele ältere Menschen schlecht schlafen: Es zwickt öfter mal im Kreuz oder in den Gelenken, man muss nachts häufiger auf die Toilette gehen und schläft dann nicht immer gleich wieder ein.

Anne Greveling


Die Zusammenhänge zwischen körperlichen Erkrankungen und Schlafstörungen sind vielen Menschen nicht bekannt. Das ist schade, denn wenn man weiß, dass ein bestimmtes körperliches Leiden den Schlaf stört, kann man das Schlafproblem oft schon durch eine adäquate Behandlung dieser Erkrankung beheben. 


Häufiges nächtliches Wasserlassen

Dieses Problem nimmt vor allem im Alter zu und ist eine nicht zu unterschätzende Ursache für schlechten Schlaf. Denn auch wenn Sie nach dem Toilettengang wieder einschlafen, wird der Nachtschlaf durch die ständigen Unterbrechungen doch fragmentiert. Häufiges nächtliches Wasserlassen kann verschiedene Ursachen haben:

  • Bei Männern in vorgerücktem Alter steckt oft eine gutartige Vergrößerung der Prostata dahinter. Durch die vergrößerte Prostata wird der Harnweg eingeengt, sodass man stärker pressen muss, um die Blase zu entleeren, aber trotzdem einen dünneren, schwächeren Harnstrahl hat und häufiger Wasser lassen muss (auch nachts). Die Behandlung besteht zunächst in der Einnahme von Medikamenten. In schwereren Fällen, wenn diese Arzneimittel nicht mehr wirken oder nicht ausreichen, kann ein operativer Eingriff weiterhelfen, bei dem Prostatagewebe entfernt und so der Druck auf die Blase verringert wird. 
  • Hauptsächlich bei Frauen, aber auch bei manchen Männern ist eine überaktive Harnblase (Dranginkontinenz, umgangssprachlich oft als „Reizblase“ bezeichnet) schuld an dem häufigen Harndrang. Diese Überaktivität und Fehlsteuerung des Blasenmuskels führt dazu, dass man schon bei geringer Urinmenge in der Blase das Gefühl hat, sie sei voll. Häufig bekommt man dann einen so starken Harndrang, dass man den Urin nicht mehr halten kann. Auch hierfür gibt es Abhilfe: Durch ein Harnblasentraining, bei dem der aufkommende Harndrang unterdrückt werden muss, gewöhnt sich die Blase allmählich wieder an größere Füllmengen, sodass der Harndrang später einsetzt. Außerdem gibt es Medikamente, die den Blasenmuskel entspannen und so den häufigen Harndrang lindern. Beide Maßnahmen führen schon nach wenigen Wochen zu einer deutlichen Verbesserung. 
  • Auch die Einnahme von Diuretika („harntreibenden“ oder „entwässernden“ Medikamenten, wie sie zur Behandlung eines Bluthochdrucks oder einer Herzinsuffizienz häufig verschrieben werden) führt zu häufigem Harndrang. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber! Vielleicht kann er Ihr Diuretikum durch ein anderes Medikament ersetzen oder die Dosis verringern. Grundsätzlich sollte man Diuretika lieber morgens statt abends einnehmen, um nachts nicht ständig auf die Toilette gehen zu müssen. 
  • Bei eingeschränkter Nierenfunktion erhöht sich die Harnmenge ebenfalls. Denn wenn die Blutfilter der Niere geschädigt sind, reichert sich ein bestimmtes Eiweiß (Albumin) im Urin an. Dieses Eiweiß bindet Wasser, sodass mehr Urin ausgeschieden wird. Daher sollte der Arzt bei neu aufgetretenem häufigem Harndrang auf jeden Fall auch Ihre Nierenfunktion überprüfen.
  • Auch eine obstruktive Schlafapnoe kann zu vermehrtem nächtlichem Wasserlassen führen. 


Wenn Sie nachts regelmäßig öfter als zweimal zur Toilette gehen müssen, sollten Sie das Problem ärztlich abklären lassen. Neben der Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung ist es sinnvoll, abends keine harntreibenden Getränke wie Alkohol, Kaffee oder Tee mehr zu trinken und die Trinkmenge zu verringern: Trinken Sie bis 18 Uhr viel, um auf die aus gesundheitlichen Gründen wünschenswerte Gesamttrinkmenge von etwa anderthalb Litern pro Tag zu kommen; abends darf es ruhig etwas weniger sein. Und sollten Sie es bisher mit der Devise „Ein Bierchen am Abend – erquickend und labend“ gehalten haben, sollten Sie Folgendes bedenken: Beim Bier kommt zur harntreibenden Wirkung des Alkohols noch die diuretische Wirkung des Hopfens hinzu. Man muss die beruhigende Wirkung des Biers also womöglich mit häufigeren nächtlichen Toilettengängen bezahlen. 


Wasser in den Beinen

Bei manchen Menschen führen Wassereinlagerungen in den Beinen zu vermehrtem nächtlichem Harndrang. Solche Ödeme können verschiedene Ursachen haben. Häufig sind sie auf Venenerkrankungen oder eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zurückzuführen: Aufgrund der eingeschränkten Pumpfunktion des Herzens sammelt sich tagsüber Wasser in den Beinen an. Aber auch Bewegungsmangel begünstigt die Ansammlung von Flüssigkeit in Füßen und Beinen. Ein Bein kann bis zu einem Liter Flüssigkeit aufnehmen, ohne dass man dies von außen erkennt! Lagert man dann nachts im Bett die Beine hoch, wird die Flüssigkeit wieder ausgeschwemmt und ausgeschieden, was zu vermehrtem Harndrang führt.
Was tut man gegen „Wasser in den Beinen“?
Zunächst einmal muss natürlich die Ursache der geschwollenen Beine festgestellt und behandelt werden. Außerdem helfen folgende Tipps: 

  • Das Tragen von Kompressionsstrümpfen tagsüber kann die Flüssigkeitsansammlung verhindern oder zumindest reduzieren.
  • Legen Sie abends vor dem Schlafengehen die Beine hoch! So kann ein Teil der Flüssigkeit schon vor dem Zubettgehen aus dem Körper ausgeschwemmt werden.
  • Bewegen Sie sich mehr! Das bringt Ihre Venen in Schwung und beugt Wasseransammlungen im Gewebe vor. Regelmäßiges Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren reicht schon aus.
     


Nächtliche Schmerzen

Mit zunehmendem Alter häufen sich Erkrankungen, die zu Schmerzen führen können. Gelenkverschleiß (Arthrose) und Rückenschmerzen aufgrund von Muskelverspannungen oder Bandscheibenproblemen machen sich vor allem nachts, wenn man nicht durch Tagesaktivitäten abgelenkt ist, unangenehm bemerkbar: Wenn Kreuz, Nacken oder Gelenke weh tun, ist es schwierig, eine bequeme, schmerzfreie Position im Bett zu finden. Ältere Menschen leiden aber auch öfters an einer Neuropathie, wie sie z. B. als Begleiterscheinung eines Diabetes mellitus vorkommen kann. Auch diese Schmerzen, die durch Schädigungen oder Erkrankungen von Nervenstrukturen entstehen, treten häufig nachts auf oder sind um diese Zeit besonders quälend, denn sie gehen mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen einher – da kann unter Umständen schon die Bettdecke, die auf den Beinen liegt, zur Tortur werden. 

Das Gemeine an der Sache ist, dass Schmerzen und Schlafstörungen sich gegenseitig aufrechterhalten und verstärken: Denn Schmerz stört den Schlaf; und Schlafmangel erhöht wiederum die Schmerzempfindlichkeit. Diesen Teufelskreis kann man nur durchbrechen, indem man dem Schmerz zu Leibe rückt – und zwar so bald wie möglich, denn Schmerzen können (ebenso wie Schlafstörungen) sehr leicht chronisch werden und sind dann sehr viel schwieriger zu behandeln. Ansprechpartner für Schmerzerkrankungen sind – neben Ihrem Hausarzt – die jeweiligen Fachärzte: also bei Rücken- und Gelenkproblemen beispielsweise der Orthopäde, bei neuropathischen Schmerzen der Neurologe oder (im Fall einer diabetischen Neuropathie) der Diabetologe. Falls diese Ärzte Ihnen nicht weiterhelfen können, sollten Sie sich an einen Schmerztherapeuten wenden, der auf die Diagnostik und Behandlung chronischer Schmerzen spezialisiert ist. 


Hustenanfälle und Atembeschwerden

Chronischen Husten sollte man unbedingt ärztlich abklären lassen – nicht nur, weil er den Schlaf stört, sondern auch, weil sich dahinter eine ernste Erkrankung verbergen kann. Häufige Hustenanfälle in der Nacht können verschiedene Ursachen haben: Nächtliches Sodbrennen macht sich z. B. manchmal durch einen unangenehmen Reizhusten bemerkbar, da der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre die oberen Atemwege reizt. Auch bestimmte Medikamente (beispielsweise ACE-Hemmer) können Reizhusten verursachen. 
Und natürlich kann auch eine Erkrankung der Atemwege – beispielsweise Asthma oder COPD – nächtliche Atembeschwerden verursachen. Selbst wenn Ihre Atemwegserkrankung so gut therapiert ist, dass Sie die Symptome tagsüber gut im Griff haben, können Sie dennoch nachts Atemprobleme bekommen: Denn da sich die Muskulatur im Schlaf entspannt, verengt sich der Durchmesser der oberen Atemwege. Außerdem drückt der Bauch im Liegen das Zwerchfell nach oben, was sich insbesondere bei übergewichtigen Menschen negativ auf die Atmung im Schlaf auswirkt. Vor allem im REM-Schlaf wird die Atmung unregelmäßig. Während ein Gesunder mit diesen Veränderungen problemlos zurechtkommt, können sie bei Menschen mit einer Atemwegserkrankung vermehrte Beschwerden verursachen. So verschlimmern Asthma-Beschwerden sich beispielsweise oft während des Schlafs. Viele Patienten erwachen nachts durch Atemnot, liegen dann oft lange wach und sind tagsüber dementsprechend müde und zerschlagen. Auch eine chronisch-
obstruktive Lungenerkrankung (COPD) kann sich im Schlaf verschlechtern: Vor allem während des REM-Schlafs kommt es dann oft zu längeren Sauerstoffmangelphasen, die das Herz belasten und Schlafdauer und Schlafprofil negativ beeinflussen. 
Hinter nächtlichen Atembeschwerden kann aber auch eine koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz (siehe Abschnitt „Herz-Kreislauf-Erkrankungen“) stecken; und manchmal führt auch eine obstruktive Schlafapnoe dazu, dass man nachts aufwacht. Sprechen Sie bei nächtlichen Atembeschwerden unbedingt mit Ihrem Arzt! Für nächtliche Asthma-Anfälle oder COPD-Beschwerden gibt es ebenso gute Behandlungsmöglichkeiten wie für die Schlafapnoe. Falls der Hausarzt nicht weiterhelfen kann, ist ein Lungenfacharzt (Pneumologe) der richtige Ansprechpartner. 
Als Selbsthilfemaßnahme kann es bei nächtlicher Atemnot sehr entlastend wirken, mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen (entweder durch ein zusätzliches Kopfkissen oder durch Hochstellen des Kopfteils). 


Niesreiz, juckende Nase und Fließschnupfen

Bei ständigen Beschwerden in den Nasenwegen liegt der Verdacht auf einen allergischen Schnupfen nahe. Treten die Nasenprobleme nur in den Frühjahrs- oder Sommermonaten auf, so kann das ein Hinweis auf Heuschnupfen (also eine Pollenallergie) sein. Können Sie tagsüber relativ normal atmen, haben aber vor allem nachts immer wieder Probleme mit einer verstopften, juckenden oder laufenden Nase, so ist möglicherweise eine Hausstaubmilbenallergie oder eine „Schimmel-ecke“ schuld daran: Manchmal bildet sich an feuchten Stellen im Schlafzimmer (z. B. in kalten Ecken oder an der Tapete hinter dem Kleiderschrank) Schimmel, der einen allergischen Schnupfen verursachen kann. Besonders häufig kommt so etwas an Außenwänden mit schlechter Wärmedämmung vor. Durch regelmäßiges Lüften lässt es sich in der Regel verhindern. Schimmelflecken müssen unbedingt gründlich entfernt werden.


Juckreiz

… tritt leider ausgerechnet nachts unter der warmen Bettdecke vermehrt auf. Die häufigsten Ursachen sind Hauterkrankungen wie Neurodermitis (Ekzeme) oder Psoriasis. Aber auch eine Hausstaubmilbenallergie oder eine Lebererkrankung kann dahinterstecken. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Hautarzt darüber!


Diabetes mellitus

Viele Menschen erkranken in vorgerückterem Alter an einem Typ-2-Diabetes, dem sogenannten „Altersdiabetes“. Vor allem Übergewichtige sind gefährdet. Da dieser Diabetestyp sich langsam und schleichend entwickelt, merken viele Patienten zunächst nichts davon: Oft wird der Diabetes nur durch Zufall bei einer Routineuntersuchung festgestellt – oder eben erst dann, wenn erste Symptome auftreten. Und die können leider auch den Schlaf stören: Bei einem unbehandelten Diabetes benötigt der Körper viel Wasser, da er versucht, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden. Das führt zu häufigem Harndrang, der sich vor allem nachts unangenehm bemerkbar macht. Ein weiteres typisches Diabetes-Symptom ist vermehrter Durst – denn die ausgeschiedene Flüssigkeit muss natürlich wieder ersetzt werden. Bei diesen beiden Warnsignalen sollten Sie auf jeden Fall an einen Diabetes denken und das Problem ärztlich abklären lassen, vor allem, wenn Sie übergewichtig sind. 
Doch auch wenn Ihr Diabetes bereits bekannt ist und behandelt wird, sollten die obengenannten Symptome Sie zum Arzt führen, weil sie darauf hindeuten, dass Ihr Blutzucker nicht gut eingestellt ist – vielleicht hat sich Ihr Diabetes verschlimmert, und Sie benötigen andere Medikamente oder eine höhere Arzneimitteldosis. 


Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Auch chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden mit zunehmendem Alter immer häufiger – ebenfalls mit negativen Auswirkungen auf den Schlaf: Eine vor ein paar Jahren durchgeführte Untersuchung von Bewohnern deutscher Pflegeheime hat gezeigt, dass Ein- und Durchschlafstörungen bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen doppelt so häufig vorkommen wie bei herzgesunden Menschen der gleichen Altersgruppe.
Solche Erkrankungen können den Schlaf auf vielerlei Weise stören:
 

  • Menschen mit koronarer Herzkrankheit (arteriosklerotischen Verengungen der Herzkranzgefäße) leiden häufig unter Angina pectoris-Attacken: anfallartigen Brustschmerzen, die oft in den linken Arm ausstrahlen, verbunden mit Atemnot und einem beklemmenden Engegefühl in der Brust. Diese Anfälle treten vor allem im REM-Schlaf auf – also in jenen Schlafphasen, in denen wir besonders lebhafte Träume haben und Blutdruck und Herzfrequenz stark schwanken: Die raschen Blutdruckveränderungen im REM-Schlaf können zu einer vorübergehend zu geringen Sauerstoffversorgung des Herzmuskels führen und auf diese Weise Angina pectoris-Beschwerden hervorrufen. Deshalb (und weil gegen Morgen der Blutdruck ansteigt) treten solche Attacken besonders häufig in den frühen Morgenstunden auf. Bei Angina pectoris muss die Grunderkrankung behandelt werden (z. B. durch blutdruck- und cholesterinsenkende Medikamente); als Notfallmedikation zur Linderung der Beschwerden helfen Nitropräparate. Bei ausgeprägter koronarer Herzkrankheit mit entsprechend erhöhtem Herzinfarktrisiko kann das verengte Gefäß durch eine Herzkatheterintervention aufgeweitet werden, bei der dem Patienten ein Stent (eine Art Gefäßprothese) eingesetzt wird. In manchen Fällen ist eine Bypass-Operation erforderlich. 
  • Auch nächtliche Herzrhythmusstörungen können den Schlaf beeinträchtigen. Dies gilt vor allem für Arrhythmien mit zu schnellem Herzschlag (sogenannte Tachykardien). So wird beispielsweise das Herzrasen bei Vorhofflimmern – der häufigsten Herzrhythmusstörung – als sehr unangenehm und oft auch beängstigend empfunden. Behandelt wird Vorhofflimmern mit Medikamenten, oft auch durch eine Herzkatheterintervention, bei der die Bereiche des Herzgewebes, die mit ihren elektrischen Impulsen die Rhythmusstörung auslösen, verödet werden. 
  • Bei einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist die Pumpleistung des Herzens eingeschränkt, sodass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Diese Sauerstoffunterversorgung kann zu Weckreaktionen führen. Viele Herzinsuffizienz-Patienten leiden auch unter Atemnot – manche nur bei körperlicher Anstrengung, andere auch im Liegen: Denn wenn man flach liegt und mehr Blut aus der unteren Körperhälfte zum Herzen zurückfließt, wird dieses überlastet, weil es nicht so viel Blut durch den Körper pumpen kann. Herzinsuffizienz-Patienten leiden auch häufig unter einer speziellen schlafbezogenen Atemstörung, der zentralen Schlafapnoe. Typische Symptome einer Herzinsuffizienz sind Müdigkeit und rasche Erschöpfbarkeit. Diese Erkrankung wird in erster Linie medikamentös, manchmal aber auch mit einem speziellen Herzschrittmacher behandelt. 



Sodbrennen

Auch nächtliches Sodbrennen kann durch den brennenden Schmerz hinter dem Brustbein (oft in Verbindung mit Aufstoßen von Säure oder halbverdautem Mageninhalt) und die dabei manchmal auftretenden Hustenanfälle den Schlaf stören. Aufgrund der waagerechten Schlafposition treten diese lästigen Beschwerden nachts besonders häufig auf.
Gelegentliches Sodbrennen ist normalerweise harmlos, und man kann diesem nächtlichen Ruhestörer leicht vorbeugen, indem man abends auf reichliche, schwer verdauliche oder fettreiche Mahlzeiten, kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol und Süßigkeiten verzichtet. Zwischen Ihrer letzten Mahlzeit und dem Zubettgehen sollten mindestens drei Stunden liegen! Außerdem kann es helfen, das Kopfende des Bettes hochzustellen oder sich ein weiteres Kopfkissen unterzuschieben, damit die Magensäure nachts nicht so leicht in die Speiseröhre aufsteigen kann. Auch Abnehmen hilft, weil Übergewicht das Auftreten von Sodbrennen begünstigt. Sollten Sie öfters unter solchen Beschwerden leiden, ist Ihnen mit diesen Selbsthilfemaßnahmen allein nicht geholfen. Dann ist der Gang zum Arzt unerlässlich, denn möglicherweise leiden Sie unter einer Refluxkrankheit: krankhaftem Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre aufgrund einer Funktionsstörung des Schließmuskels, der die Speiseröhre zum Magen hin abdichtet. Fließt immer wieder saurer Magensaft in die Speiseröhre, so wird deren Schleimhaut dadurch mit der Zeit geschädigt, was zu einer Entzündung und auf die Dauer sogar zu Speiseröhrenkrebs führen kann. Behandelt wird diese Erkrankung in der Regel mit Medikamenten, die die Säureproduktion im Magen hemmen (sogenannten Protonenpumpenhemmern). 

Auch Medikamente können den Schlaf stören! 

Mit zunehmendem Alter erhöht sich leider auch die Anzahl der Medikamente, die man tagtäglich schlucken muss. Viele Arzneimittel stören den Schlaf oder verändern die Schlafarchitektur, sodass der Schlaf weniger erholsam wird. Hier die wichtigsten dieser Übeltäter von A bis Z (wobei in der Regel nicht alle, sondern nur manche Vertreter dieser Medikamentenklassen schlafstörend wirken):
 

  • Antiarrhythmika (Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, z. B. Amiodaron)
  • Antibiotika (z. B. Gyrasehemmer)
  • Antidepressiva (antriebssteigernde Antidepressiva, MAO-Hemmer, Serotoninwiederaufnahmehemmer)
  • Antiepileptika 
  • Antihistaminika (Medikamente gegen Allergien)
  • Asthma-Medikamente (z. B. Theophyllin, Clenbuterol)
  • Blutdrucksenkende Mittel (z. B. Betablocker, Diuretika, Kalziumantagonisten)
  • Cholesterinsenkende Mittel (z. B. Statine)
  • Anti-Demenz-Medikamente 
  • Inkontinenzmittel 
  • Koffeinhaltige Arzneimittel (Koffein ist in vielen Medikamenten zur Behandlung von Erkältungen, aber auch in manchen Schmerzmitteln enthalten)
  • Kortison
  • Migränemittel
  • Parkinsonmittel (z. B. L-Dopa, Amantadin, Selegelin)
  • Schilddrüsenhormone
  • Bestimmte Zytostatika (Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen im Rahmen einer Chemotherapie)


Andere Medikamente (z. B. bestimmte Blutdrucksenker, Schmerzmittel und Antidepressiva) machen müde oder schläfrig: Das heißt, Sie schlafen zwar vielleicht ganz gut, fühlen sich aber morgens trotzdem wie gerädert, sodass Sie womöglich glauben, unter einer Schlafstörung oder schlafbezogenen Erkrankung zu leiden.
Falls Ihr Schlafproblem oder Ihre Tagesschläfrigkeit erst aufgetreten ist oder sich verschlimmert hat, nachdem Sie mit der Einnahme eines bestimmten Arzneimittels begonnen haben, liegt der Verdacht nahe, dass hier ein Zusammenhang bestehen könnte. Solche Nebeneffekte sind unter der Rubrik „Unerwünschte Nebenwirkungen“ im Beipackzettel Ihrer Medikamente aufgeführt. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Schlafstörung oder Tagesschläfrigkeit durch ein Arzneimittel bedingt sein könnte! Er kann das problematische Medikament dann beispielsweise durch ein anderes ersetzen oder die Dosis verringern. Oft hilft es sogar schon, wenn man das betreffende Arzneimittel morgens oder vormittags statt abends einnimmt. Nur eines sollten Sie niemals tun: Medikamente eigenmächtig ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen oder „probeweise“ weglassen. Viele Medikamente gegen chronische Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder Diabetes müssen ein Leben lang regelmäßig eingenommen werden. Ein Absetzen kann daher gefährlich sein – auch wenn Sie von den negativen Wirkungen nicht gleich etwas spüren.


Auch psychische Erkrankungen können zu Schlafstörungen führen

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die Schlafstörungen verursachen, gehören Depressionen. Aber auch Angststörungen können den Schlaf beeinträchtigen. 
Die Symptome einer Depression können unterschiedlich sein; doch meist leiden depressive Menschen an einer dauerhaft gedrückten Stimmung, die sich durch nichts aufhellen lässt. Nichts macht ihnen mehr Freude; sie sehen die Zukunft in den düstersten Farben, leiden unter Selbstzweifeln, Schuld- und Wertlosigkeitsgefühlen oder irrationalen Ängsten – z. B. der Angst davor, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden oder zu verarmen. Hinzu kommen häufig eine allgemeine Energie- und Antriebslosigkeit und Schlafstörungen mit nächtlichem Wachliegen und Grübeln. 

Bei leichten bis mittelschweren Depressionen genügt oft eine alleinige Psychotherapie. Schwere Depressionen werden normalerweise mit einer Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie behandelt. Zusätzlich können bei starken Schlafstörungen in akuten depressiven Phasen auch rezeptpflichtige Schlafmittel zum Einsatz kommen. Auch Angststörungen sprechen gut auf eine Behandlung mit Psychotherapie und Antidepressiva an.